Unterhaltsrecht im Praxistest
Donnerstag/Freitag, 30./31. Oktober 2025 - Studienzentrum Gerzensee/BE
Ev. Wiederholung am 26./27. Februar 2026
Inhalt und Ziel
Die juristische Praxis zur Ermittlung der Unterhaltsbeiträge hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Die
Komplexität hat – nicht zuletzt aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen – ein Mass angenommen, das die
Familiengerichte vor Herausforderungen stellt. Diesen nimmt sich die diesjährige Tagung an, welche sich an
Richterinnen und Richter sowie Gerichtsschreibende aller Instanzen richtet.
Ausgehend von einer Tour d'horizon der neuesten bundesgerichtlichen Rechtsprechung werden in Referaten praxis-
relevante Aspekte näher beleuchtet. In den Workshops werden konstruktive Lösungsideen ausgetauscht und dis-
kutiert. Abgerundet wird die zweitägige Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion mit den Referierenden.
Sämtliche Referate werden simultan in die jeweils andere Sprache übersetzt.
Programm
Donnerstag, 30. Oktober 2025 / 26. Februar 2026
10.30
Tour d'horizon – aktuelle unterhaltsrechtliche Rechtsprechung des Bundesgerichts
Zur Einführung ins Thema wird die aktuelle bundesgerichtliche Rechtsprechung samt neueren Entwicklungen vorgestellt.
Federica De Rossa
11.20
Vertrauensschutz versus Clean Break (Doppelreferat)
In der neueren bundesgerichtlichen Rechtsprechung ist eine Tendenz zu beobachten, die finanzielle Eigenverantwortung
beider Ehegatten hervorzuheben (erhöhte Anforderungen an die Eigenversorgungskapazität, «Die Ehe ist keine Lebens-
versicherung» etc.).
Verliebt, verlobt, versorgt?
Der Vortrag zeigt aus volkswirtschaftlicher Warte die Unterschiede im Lebenserwerbseinkommen zwischen Frauen und
Männern in der Schweiz und präsentiert die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den finanziellen Auswirkungen des
gewählten Familienmodells.
Nadia Myohl
Nachehelicher Unterhalt als Auslaufmodell?
Die aktuelle Rechtsprechung zum nachehelichen Unterhalt hat dessen Bedeutung verändert und die bisherigen Kri-
terien modifiziert. Thematisiert werden die juristischen resp. finanziellen Auswirkungen hinsichtlich der Höhe und
Dauer der Unterhaltspflicht, unter Berücksichtigung von Vorsorgeaspekten. Stichworte sind u.a. Lebensprägung,
objektiv schutzwürdiges Vertrauen, «clean break».
Annette Spycher
14.30
Unterhaltsberechnung in concreto (u.a. Vorstellung der Ergebnisse des Gutachtens Aebi-Mül-
ler/Coskun-Ivanovic)
Einkommen, Bedarfsberechnung und Überschussverteilung: Methodik der zweistufigen Unterhaltsberechnung:
Das Unterhaltsrecht hat im gesellschaftlichen Wandel stark an Komplexität zugenommen, worunter die Praxis ächzt.
Zunehmend fällt es schwer, den Rechtssuchenden die Grundlagen von Unterhaltsentscheiden plausibel und
nachvollziehbar zu erklären (Phasenbildung im nicht prognostizierbaren Kinderleben, Scheingenauigkeit etc.).
Entsprechend kam es jüngst zu mehreren politischen Vorstössen. Wie kommen wir (unter Beibehaltung der aktuellen
Methodik) zurück zu einer praktikablen, aber im Einzelfall dennoch annehmbar fairen Unterhaltsfestlegung?
Regina E. Aebi-Müller
15.45
Workshops 1. Runde
Workshop I:
Aus der Praxis zur Unterhaltsfestsetzung (inkl. Lösungsansätze zur Vereinfachung)
Regina E. Aebi-Müller, Melanie Stammbach
Workshop II:
Unterhaltsfestsetzung speziell in Patchwork-Situationen
Patrick Stoudmann, Diego Stoll
Workshop III:
Zukunftsgerichtete Unterhaltsfestsetzung
(Prognostizierbarkeit [z.B. hypothetische Einkommen, Bildungsweg der Kinder, Karriereknicks etc.];
Phasenbildung, Dauer der nachehelichen Unterhaltspflicht, Vorsorge etc.)
Annette Spycher, Andrea Waldner-Vontobel
Die Teilnehmenden können zwei Workshops besuchen. Die Einteilung erfolgt nach Möglichkeit aufgrund
der gewünschten Prioritäten.
17.15
Workshops 2. Runde
18.15
Kurze Podiumsdiskussion
Freitag, 31. Oktober 2025 / 27. Februar 2026
08.30
Unterhalt in Patchworksituationen
Patchworksituationen fordern uns unterhaltsrechtlich heraus. Wie begegnet man Fortsetzungsfamilien bei der Unter-
haltsfestsetzung sinnvoll (Gleichbehandlung der Kinder, Betreuungsunterhalt, hypothetische Einkommen, finanzieller
Einbezug von neuen Partnerinnen und Partnern etc.)?
Patrick Stoudmann
09.20
Monetäre Konsequenzen der Betreuungssituation
Bei einer alternierenden Betreuung stellen sich unter der geltenden Praxis verschiedenste komplexe Fragen, unter
anderem zur Aufteilung des Barunterhalts, wenn beide Eltern leistungsfähig sind, und zur Koordination der verschie-
denen Unterhaltsarten. Wie fliessen die Betreuungsanteile in die Berechnung mit ein? Wie kann sichergestellt werden,
dass die effektiven Kosten richtig abgebildet werden? Lässt sich der vielkritisierte Kippschalter-Effekt überwinden?
Welche Risiken und Chancen birgt die bundesgerichtliche Matrix?
Diego Stoll
10.45
Kinder-, Ehegatten-, Volljährigen-Unterhalt – Interdependenz der mehreren Unterhaltsansprüche
Oft bestehen in einem Familiengefüge verschiedene Arten von Unterhaltsansprüchen. Gerade bei knappen Verhält-
nissen oder bei langjährigen Verpflichtungen kann es leicht zu blinden Flecken kommen, namentlich wenn mehrere
Unterhaltsgläubiger im gleichen Haushalt leben.
Andrea Waldner-Vontobel
11.30
Podiumsdiskussion
12.00
Abschluss der Tagung
Tagungsleitung und Auskunft
Marie-Pierre de Montmollin
Juge cantonale, Tribunal cantonal de Neuchâtel
Christoph Hanselmann
Rechtsanwalt und Ersatzrichter am Kantonsgericht St. Gallen, Altstätten
Nora Jeker
Oberrichterin, Obergericht des Kantons Zürich
Klaus Vogel
Oberrichter, Obergericht des Kantons Zürich
Ursula Morf
Sekretariat der Stiftung, Buch am Irchel
Referierende / Workshopleiter/in
Prof. Dr. Regina E. Aebi-Müller
Professorin für Privatrecht und Privatrechtsvergleichung, Universität Luzern
Prof. Dr. Federica De Rossa
Juge au Tribunal fédéral – IIe Cour de droit civil
Dr. oec. HSG Nadia Myohl
Senior Researcher Vorsorge, Swiss Life
Prof. Dr. Annette Spycher
Fürsprecherin, LL.M. Kellerhals Carrard, Bern
Melanie Stammbach
Oberrichterin, Obergericht des Kantons Zürich
Dr. Diego Stoll
Advokat, Lamolex Advokatur, Binningen
Patrick Stoudmann
Juge au Tribunal cantonal vaudois, chargé de cours à l’Université de
Lausanne
Andrea Waldner-Vontobel
Vizepräsidentin, Bezirksgericht Hinwil
Weitere Informationen
Tagungsort und Termin
Die Tagung findet am Donnerstag/Freitag, 30./31. Oktober 2025, im Studienzentrum Gerzensee, Dorfstr. 2, 3115
Gerzensee, statt. Die Veranstaltung wird bei Bedarf am 26./27. Februar 2026 wiederholt.
Anmeldung
Ihre Anmeldung unter nehmen wir gerne bis am 31. Juli 2025 entgegen. Die Anmeldungen werden nach der
Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt und anfangs August 2025 bestätigt.
Kosten und Übernachtung
Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf Fr. 880.00 (ohne Übernachtung Fr. 780.00). Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der erstinstanzlichen Gerichte des Bundes sowie aus Kantonen, die "Mitglied" der Stiftung sind, bezahlen
Fr. 830.00 (mit Übernachtung) bzw. Fr. 730.00 (ohne Übernachtung). In diesem Tagungsbeitrag sind die Kosten für
die Mahlzeiten, Übernachtung, Unterlagen, Simultanübersetzung sämtlicher Referate (und einzelner Workshops),
Transport Bahnstation Wichtrach – Studienzentrum enthalten.
Bei Abmeldungen nach der Zustellung der Anmeldebestätigung müssen wir Fr. 150.00 zurückbehalten bzw. in
Rechnung stellen.
Kontakt
Das Sekretariat erteilt Ihnen gerne weitere Auskünfte.
Gerzensee
Gerzensee